Hochsauerlandkreis. Ein lauter Knall hallt durch die Nacht. Drei maskierte Personen stürmen in die Geschäftsstelle einer Bank, in der sie gerade einen Geldautomaten gesprengt haben und versuchen so viel Bargeld wie möglich einzusammeln. Draußen wartet bereits ein Wagen mit laufendem Motor, mit dem die Täter nach wenigen Minuten vom Tatort verschwinden. Zurück bleiben eine meist komplett zerstörte Geschäftsstelle, stark beschädigte Gebäude und verängstigte Anwohner. So oder so ähnlich finden immer wieder nächtliche Sprengangriffe auf Geldautomaten von Geldinstituten in NRW statt.
Neue Kooperation in Niedereimerfeld
15. November 2022
Sparkassen und Volksbanken im HSK bilden Kooperationsnetzwerk / Erhöhte Sicherheitsstandards für Geldautomatenstandorte / Sicherheit von Personen hat absoluten Vorrang
Das Vorgehen der Täter wird dabei immer massiver und rücksichtsloser, denn um an Bargeld zu gelangen, setzen die Täter vermehrt Festsprengstoff ein und nehmen so Personenschäden billigend in Kauf. In den vergangenen Jahren sind auch heimische Volksbanken und Sparkassen immer wieder Opfer von Sprengangriffen geworden. Allein in diesem Jahr gab es vier Geldautomaten-Angriffe im Hochsauerlandkreis. In Nordrhein-Westfalen verzeichnete das Landekriminalamt bis Mitte November 148 Sprengangriffe. Im gesamten Vorjahr wurden sogar 152 Sprengangriffe gezählt.
Doch damit soll im Hochsauerlandkreis jetzt Schluss sein! Die Volksbanken und Sparkassen im HSK wollen sich in einem gemeinsamen Kooperationsnetzwerk den Herausforderungen durch die zunehmende Zahl von Geldautomaten-Sprengungen (GAA-Sprengungen) stellen und gemeinsame Schutzmaßnahmen koordinieren. „Wir haben im gemeinsamen Austausch Mindeststandards an Sicherheitsvorkehrungen für unsere Häuser festgelegt. Das heißt, dass wir an verschiedenen Standorten den Sicherheitsstandard erhöhen und Sicherheitsmaßnahmen nachrüsten werden“, erklären die Vorstände der sechs Sparkassen und Volksbanken.
Ziel der gemeinsamen Initiative und der geplanten Maßnahmen ist es, Sprengstoffanschläge in Zukunft ganz zu vermeiden. Bei dem skrupellosen Vorgehen der Täter spielt der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle. „Jede Maßnahme die wir ergreifen, zielt darauf ab, dass die Täter für einen GAA-Anschlag immer mehr Zeit benötigen und sie von vorn herein erkennen, dass Sie erfolglos bleiben werden“, erklären die Vorstände. „Je mehr Vorkehrungen getroffen werden, desto aufwändiger und zeitraubender wird es für potenzielle Täter. Und genau daran haben wir nun intensiv gearbeitet.“
Die Geldhäuser sorgen gemeinsam proaktiv für mehr Sicherheit und wollen und werden handeln, bevor es zu weiteren Angriffen auf weitere Geschäftsstellen kommt. Dabei schließen die Banken nicht aus, dass es in diesem Zuge dazu kommen kann, dass Standorte geschlossen werden müssen, wenn das Risiko für Anwohner zu groß ist. Gleichzeitig werden zentrale und gut erreichbare alternative Standorte gesucht, die in Kooperation mehrerer Institute errichtet und betrieben werden können.
Die Kriminalpolizei begrüßt das koordinierte Vorgehen der regionalen Banken. "Durch eine gute Information und eine enge Abstimmung können wir gemeinsam viel erreichen", so Thomas Vogt, Direktionsleiter Kriminalität im Hochsauerlandkreis.